Deutsche Märchen

2019

Die Deutschen erzählen sich Märchen zum Einschlafen und zum Aufwachen, zum Träumen von ihrer eigenen Identität und um von ihren Träumen erlöst zu werden. Und viele dieser Märchen spielen im dunklen, finsteren, verwunschenen Wald. Kein Wunder, denn selbst heute ist Deutschland mit fast einem Drittel Waldfläche noch eines der waldreichsten Länder Europas. Die größten deutschen Märchenklassiker haben die Gebrüder Grimm geschrieben. In der Hälfte ihrer Märchen spielt der Wald eine Rolle. Erfunden haben ihn die Grimms nicht und auch nicht die Verehrung, die ihm in der germanischen Tradition entgegen gebracht wurde. Aber es kam ihnen darauf an, die Geschichten, die sie aus mündlichen Überlieferungen verschiedenster Kulturkreise gesammelt hatten, um ihnen den unvergleichlichen Grimm’schen Märchensound zu verleihen, als ›deutsche‹ Märchen auszugeben, die in ›deutschen‹ Wäldern spielten. Dies, obwohl Märchen prinzipiell ort- und zeitlos sind. Damit waren sie entscheidend an der Nationalisierung des Waldes beteiligt, an der Propagierung jener Idee vom deutschen Wald, die im 19. und 20. Jahrhundert das Verhältnis der Deutschen zum Wald so nachhaltig prägen sollte.
In einer völlig analogen Märchenstunde erzählen und singen Dominique und Heinrich Horwitz mit Murat Parlak Evergreens der deutschen Waldmärchen oder des deutschen Wald-Märchens…

Ein musikalischer Abend mit Dominique Horwitz,
 Murat Parlak und Heinrich Horwitz
Szenische Einrichtung: Hasko Weber,
Intendant des Deutschen Nationaltheaters Weimar
Raum; Oliver Helf
Kostüme: Marie-Luise Otto
Dramaturgie: Julie Paucker / Beate Seidel

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